Geschichte des Shotokan Karate

Die Geschichte des Shotokan Karate ist auch die Geschichte von Gichin Funakoshi. Er gilt als der Vater und Begründer des modernen Karate und wurde 1869 auf Okinawa als Sohn einer einfachen Samurai-Familie geboren.

Schon im Kindesalter begann er bei seinem Großvater Gifu mit dem Unterricht in verschiedenen Kampfkünsten. Zu Funakoshis Jugendzeit wurde Karate (hier Oki-nawa-te) im Geheimen geübt und dies machte es nötig, seinen Lehrer bei Nacht zu besuchen. Jeden Abend ging er zum Haus seines Meisters Azato. Oft dauerte das Karate-Training bis in die Morgenstunden.

Mindestens drei Jahre trainierte er für eine Kata, erst dann lehrte der Meister ihn eine neue Form. Zehn Jahre lang trainierte er täglich die Tekki-Katas, ehe der Meister mit ihm zufrieden war.

Später arbeitete er als Lehrer in verschiedenen Städten Japans, führte das Oki-nawa-te als Schulsport ein und modernisierte es später zum Karate.

1936 wurde das Shotokan-Dojo in Tokyo eröffnet, das erste private Karate-Dojo Tokyos mit einem wirklichen Meister Gichin Funakoshi. Dieses gab auch seiner Stilrichtung den Namen.

Das Dojo genoß bis in die höchsten Kreise einen guten Ruf, denn Meister Funakoshi wählte seine Schüler sehr sorgfältig aus.

Der Drang zum Karate-Kampf wurde auch bei den Schülern Funakoshis sehr deutlich, besonders in den Reihen der in der zweiten Generation heranwachsenden Meister wie Nakayama oder Nishiyama (heutiger Präsident der ITKF International Traditional Karate Federation). So begann man auch mit Übungen des Wettkampfes, dem „Kumite“, von welchem Funakoshi nie richtig überzeugt war.

Nach dem Tod seiner Frau lebte Funakoshi zurückgezogen in Tokyo und beauftrage seine treuesten Schüler, die Kampfkunst in seinem Namen weiterzuführen. Man berief sich auf sein Erbe, doch die wahren Wege seiner Kunst wurden zu eigennützigen Zwecken mißbraucht.

Er verabscheute die Ausbildung von Kämpfern ohne Moral und wurde deshalb oft belächelt. Zu jenen, die das nicht einsahen pflegte er zu sagen: „Was nützt euch eure starke Technik, wenn ihr keine Philosophie besitzt?“

Am 26. April 1957 starb er im Alter von 88 Jahren und zählt Stilrichtungsübergreifend zu den größten Meistern des Karate.

Gegen Ende seines Lebens stellte Meister Funakoshi 20 Regeln auf:

  1. Karate Do beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.
  2. Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.
  3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
  4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.
  5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
  6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann.
  7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.
  8. Denke nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet.
  9. Karate üben heißt, ein Leben lang zu arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen.
  10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen.
  11. Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst.
  12. Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.
  13. Wandle dich abhängig vom Gegner.
  14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab.
  15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
  16. Wenn man das Tor zur Jugend verlässt, hat man viele Gegner.
  17. Die Haltung des Anfängers muss frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt.
  18. Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil.
  19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
  20. Denke immer nach, und versuche dich ständig an Neuem.